79 Oktan ist die Illustrierte für Straßenverkehr, Motorsport und Kraftfahrzeugtechnik. DAS Magazin für Ost-Oldtimer. In der Ausgabe 3/2018 berichtet Redakteur Dr. Rolf Mahlke über die Lizenz-Tradition im Polnischen Automobilbau. Dazu der Vergleich mit dem Polski-Fiat 125p und seinem Nachfolger, dem Polonez 1500. Hier ein Auszug aus dem Artikel:
Mitten in der Diskussion über die Heftplanung platzte der Anruf unseres Freundes und Unterstützer Klaus Pohland aus Salzwedel: „Ich hab ihn! Den müßt Ihr euch anschauen.“ Gemeint ist der ursprüngliche Polonez 1500, den er gerade eben in Polen erstanden hatte. Kein Caro, Celine oder Classic, sondern ein MR 78. Also ein Polonez in der originalen Ausführung, die 1978 in Warschau von FSO vorgestellt wurde. Nicht wenige Polski-Fiat-Fahrer in der DDR ersehnten den zeitgemäß gestalteten und zugleich mit technischer Pfiffigkeit realisierten Nachfolger. Zudem verstanden es die DDR-Bürger vortrefflich, zwischen den Zeilen zu lesen: Eine Fahrzeugvorstellung im „Motor-Jahr“ versprach im kommenden Jahr die Auslieferung über den IFA-Vertrieb. Weshalb wir hier im Vergleich zum 125p den Polonez vorstellen, den wir 1980 gern gehabt hätten. Aber der Reihe nach. Ohne den 125p hätte es keinen Polonez gegeben. Das klingt banal, ist aber genau der richtige Denkansatz, um heute eine sachgemäße geschichtliche Bewertung der Produkte der polnischen Fahrzeugtechniker anstellen zu können. Die wirtschaftspolitischen Hintergründe, die 1968 zum Produktionsstart des Polski-Fiat 125p in Warschau-Zeran führten, sind eine eigene Geschichte wert. Genau wie die vielen Details, die über das Fahrzeug und seine kontinuierliche Fortentwicklung zu berichten wären. Weil alle Aspekte zusammen diesen Rahmen sprengen würden, wollen wir in späteren Ausgaben ausführlicher darauf zurückkommen. Deshalb hier in Kürze: Schon der 125p war für die VR Polen, die im RGW entsprechend eingebunden war, ein großer Wurf. So wurde überraschend offen im „Deutschen Straßenverkehr“ 1/1977 die Karosserie des 125p als Weltstandard hoch gelobt und zugleich kritisiert, daß dem gegenüber die „handelsüblichen Wagen dieser Größenordnung“ den akustischen Eindruck vermitteln würden, in einem nachgiebigen und nicht entdröhnten Blechgehäuse zu sitzen. Fotos: Günter Poley/poleyroid #79oktan #drrolfmahlke